Selbstbild - Warum Erfolg lernbarer ist, als du denkst

Erfolgreich sein – das erklärte Ziel unserer Zeit. Doch was zeichnet erfolgreiche Menschen aus, und: Was können wir von ihnen lernen?

Von Annina Imthurn am 27. Mai 2022

Vergessen wir Kryptowährungen: Erfolg ist das wahre Gold des 21. Jahrhunderts.
Wir alle möchten auf die eine oder andere Art erfolgreich sein – Expert*innenstatus erreichen, viel Geld verdienen oder die eigenen Ziele verwirklichen, anstatt denen einer übergeordneten Instanz zuzudienen. Von unseren Kindern erwarten wir vielleicht kein Doktorat in Quantenphysik, doch ihre (oder unsere) Art von «erfolgreich sein» wünschen wir ihnen auf jeden Fall.

Mit dem Ziel, «etwas aus sich zu machen», «es» zu schaffen, bewegten wir und bewegen sich heute die Kinder durch die Schulzeit. Noten, Aussagen von Lehrpersonen und der Vergleich mit Mitschüler*innen geben Auskunft für die eigene Milchbüechli-Rechnung an Erfolgen und Misserfolgen. 

Starres oder flexibles Selbstbild?
Dem auf die Spur zu gehen, kann sehr aufschlussreich sein.

Wie auch immer unsere persönliche Definition von Erfolg lautet: Zu erfolgreichen Erwachsenen werden jene, die in der Schule brav waren und super Noten schrieben. Oder? Schauen wir einmal, was die Wissenschaft dazu sagt:

Die zwei Arten von Selbstbild

Die Voraussetzungen von Erfolg hat Carol Dweck (Stanford University) jahrzehntelang erforscht. Sie unterscheidet zwei Kategorien: Menschen mit einem statischen Selbstbild – fixed mindset – glauben, dass sie Erfolge und Misserfolge ihrer Intelligenz und ihren persönlichen Eigenschaften verdanken, und dass diese unveränderbar sind. Entweder besitzt man ein bestimmtes Talent, oder man besitzt es eben nicht. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild – growth mindset – hingegen glauben, dass sie ihre Fähigkeiten mit Ausdauer und Beharrlichkeit verbessern können.

Es gibt keine klare Grenze zwischen den beiden Haltungen. Dennoch schätzt Dweck, dass etwa 40 Prozent der Menschen ein eher statisches Selbstbild besitzen. Und eine Veränderung hin zu einem flexiblen Selbstbild lohnt sich auf jeden Fall! In ihrem Buch «Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge und Niederlagen bewirkt» erzählt Dweck von zahlreichen Untersuchungen, bei denen Kinder, Studierende oder Angestellte bereits nach kurzem Kontakt mit der Einstellung, dass sich ihre Fähigkeiten und Intelligenz durch Anstrengung und Bemühungen verbessern lassen, motivierter lernten, mehr Selbstinitiative ergriffen und sich bereitwilliger auf Herausforderungen einliessen.

Better safe than sorry – oder?

Es ist zutiefst menschlich, dass wir gerne in unserer Komfortzone bleiben. Daran ist auch nichts auszusetzen, solange uns dieses Bedürfnis nach Sicherheit nicht davon abhält, neue Chancen zu ergreifen, unser Potenzial weiter zu entfalten.
Doch gerade darauf sind Menschen mit statischem Selbstbild angewiesen: Auf Sicherheit durch verlässlich erreichbare Resultate, Erfolge «auf sicher». Ihr Selbstwertgefühl ist an ihren Fähigkeiten festgemacht, und ihre Leistungen beweisen ihre Fähigkeiten. Sie spielen also lieber safe than sorry, um jegliches Scheitern zu verhindern. Als Resultat mögen gute Noten folgen, die aber mit einem hohen Preis kommen: Denn Menschen mit statischem Selbstbild sind prädestiniert für selbstkritische innere Stimmen, Versagensängste und innere Anspannung.

Konstruktiver mit Herausforderungen umgehen

Ein dynamisches Selbstbild löst nicht alle Probleme und liefert keine Garantie dafür, seine Ziele zu erreichen. Doch es trägt dazu bei, den eigenen Herausforderungen mit mehr Mut und Hoffnung zu begegnen, wenn wir Schwierigkeiten weniger persönlich nehmen und darauf vertrauen, dass sich unsere Fähigkeiten immer entwickeln lassen.

Die Kindheit hat einen grossen Einfluss darauf, wie eine Person über sich selbst denkt.

Als Elternteil oder Lehrperson lohnt es sich also besonders, ein dynamisches Selbstbild zu fördern. Doch wie können wir das tun? Mehr dazu im nächsten Blogartikel: